Summenunterschiede oder wer traut wem?

Die Frage des Unterschieds

Jürgen Koch
Trade.report

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Immer wieder stellt irgendjemand die Frage, warum zwischen eToro und Trade.report ab und an deutliche Unterschiede bei den steuerlichen Beträgen auftreten können und ob, weil es halt so ist, wir das richtig machen.
Da die Gründe für Differenzen vielfältig sein können, möchte ich zuerst anhand eines Beispiels darauf eingehen, wie die Berechnungen bei eToro im Kontoauszug laufen und wie das dann für die steuerliche Berechnung genutzt wird.

Wir liefern zwar auch mit jedem Report eine Erklärung zu den Berechnungen mit, aber ich bringe auch gerne mal ein Beispiel, wie Beträge seitens eToro im Kontoauszug ausgewiesen und dann durch Trade.report für die Steuer berechnet werden.
Um das zu lesen, sollte man aber entweder daran interessiert sein oder die Korrektheit anzweifeln. Das Thema ist trocken und das Warum der Gegebenheiten nicht unbedingt immer einzusehen.

Beispiel Aktien und Ihre Voraussetzungen

  1. Aktien gehören zu den vertretbaren Wertpapieren und sind deshalb nach § 20 Abs. 4 Satz 7 nach FIFO zu berechnen
  2. Und nach § 20 Abs. 4 Satz 1 sind bei nicht in Euro getätigten Geschäften die Einnahmen im Zeitpunkt der Veräußerung und die Anschaffungskosten im Zeitpunkt der Anschaffung in Euro umzurechnen.

Da die Kontowährung USD ist, das investierte Kapital und der Profit in USD ausgewiesen werden und man nicht für jede Währung eines Assets in EUR umrechnen will, könnte man nun auf die Idee kommen, im Kontoauszug das investierte Kapital bei Eröffnung und ebenso die Summe aus Investment und Profit bei Schließung in EUR umzurechnen. Zöge man dann den Eröffnungsbetrag vom Schließungsbetrag ab, hätte man den steuerlichen Betrag in EUR. Zumindest wenn man von FIFO mal absieht.
Bei in US-Dollar gehandelten Assets funktioniert das sogar, bei fremden Währungen aber nicht. Deshalb müssen wir bei vertretbaren Wertpapieren, zu denen erstmal Aktien, ADRs, GDRs und ETFs gehören, den Eröffnungs- u. Schließungskurs der Basiswährung zur Berechnung nutzen.
Warum das so ist, liegt an der Berechnung des Profit in USD aus der Basiswährung des Assets (z.B GBX) seitens eToro.

Wie berechnet eToro den im Kontoauszug in USD und EUR ausgewiesenen Profit?

Wir schließen z.B. ein Asset, das an der NASDAQ gelistet ist und deshalb in USD als Basiswährung gehandelt wurde und ein Asset, das in London gelistet ist und deshalb in Pence (GBX) als Basiswährung gehandelt wurde.
Was weist eToro nun nach Schließung im Kontoauszug aus?
Das investierte Kapital bei Eröffnung in USD, den Profit nach Schließung in USD und EUR, den Eröffnungs- u. Schließungskurs mit Datum in der Basiswährung (hier jetzt USD und GBX).

Wie im folgenden Beispiel anhand der US-Werte zu sehen ist, wirken die ausgewiesenen Profite auf den ersten Blick korrekt.

Den Eröffnungskurs vom Schließungskurs abgezogen und mit den Einheiten multipliziert, ergibt bei Fortinet einen korrekten Profit von 0,73 USD, der dann aber einfach in EUR umgerechnet wird, was 0,69 EUR ergibt. So wird es auch ausgewiesen.

Rechnet man aber Eröffnungs- u. Schließungskurs zu den geltenden Wechselkursen um, zieht dann Eröffnungsbetrag von Schließungsbetrag ab und multipliziert mit den Einheiten, erhält man einen Profit von 5,69 EUR, der sich wohl deutlich von dem im Kontoauszug ausgewiesenen unterscheidet.

Uuups, was passiert hier?

eToro rechnet den Profit in USD einfach zum Wechselkurs am Tage der Schließung in EUR um.
Leider ist das nach den Ansprüchen des deutschen Steuerrechts für uns so aber nicht verwertbar, weil wir die Wertänderung des Investments durch die unterschiedlichen Wechselkurse zwischen Eröffnung und Schließung berücksichtigen müssen.
Das funktioniert natürlich nur, wenn wir die Kurse des Assets bei Eröffnung und Schließung in EUR umrechnen.

Da die Kontowährung USD ist, kann man bei US-Werten die Eröffnungs- u. Schließungskurse natürlich auch aus Investment, Profit und Einheiten gegenrechnen. Beispiel oben (zweite Zeile bei CDW).

So weit, so gut. Jetzt kommt das Asset in Basiswährung Pence (GBX)

Was macht eToro dann hier? Einfach mal schauen und wirken lassen!

eToro rechnet den Profit am Tage der Schließung in USD und diesen dann einfach in EUR um. Nur mit dem Unterschied, dass der Profit in Pence (GBX) nirgends ausgewiesen wird.
OK, schon erwähnt und machen die bei US-Werten ja auch. Ist aber für uns nicht richtig.
Würde man nun Eröffnungs- u. Schließungskurs von GBX in USD umrechnen, ergäbe sich statt ausgewiesenen -21,45 USD ein Profit von -26,64 USD.
Wollte man jetzt auch noch mit dem Eröffnungsbetrag und Schließungsbetrag (Invest. + Profit / 50–21,45) in USD den Eröffnungs- u. Schließungskurs in GBX zurückrechnen, bekäme man zuerst einen höheren Schließungskurs in USD (40,91) und dann natürlich auch in GBX (3356,00), was in Folge den Verlust senken würde.

Für die korrekte Berechnung des Profit in EUR sind wir also gezwungen, zumindest bei allen Währungen außer dem USD stets von den Eröffnungs- u. Schließungskursen direkt in EUR umzurechnen.

Würde man bei vorheriger Berechnung nun den korrekt ermittelten Profit in USD (-26,64) zur Berechnung der Kurse in GBX heranziehen, käme man auch wieder auf den angegebenen Schließungskurs.

Ist das korrekt, wie eToro das im Kontoauszug ausweist?

Da eToro ein ausländischer Broker ist und es durchaus im Bereich des Möglichen liegt, dass in anderen Ländern diese Art der Kontodarstellung und Profitberechnung legitim ist, so bereitet es uns zumindest einige Schwierigkeiten, falls es zu Prüfungen durch wen auch immer kommt.

Meine persönliche Einschätzung ist, dass ein deutscher Broker das so nicht machen darf.
So im Sinne der ordentlichen Buchführung. Typisch deutsche Ordentlichkeit halt.

Ist die steuerliche Berechnung in eToro´s Steuerbericht dann richtig?

Grundsätzlich würde ich behaupten „Ja“. Es gibt aber immer irgendwas, was einem auffällt, wie zum Beispiel gar nicht erst ausgewertete Umsätze.
Hier jetzt aber dazu ins Detail zu gehen, würde ganz klar den Rahmen sprengen. Zumal ich dazu auch schon Blogbeiträge veröffentlicht habe.
Es gibt keine fehlerfreien Menschen und schon gar nicht fehlerfreie Software.

Und warum dann doch auch mal deutlich unterschiedliche Summen in den Steuerreporten?

Hier kommen dann gleich mehrere Faktoren zum Tragen.
Da sind die unterschiedlichen Wechselkurse bei eToro und Trade.report, die Anzahl der Trades, die dann natürlich auch mehrere Abweichungen generieren können und, was auch einen wesentlichen Unterschied in der Gesamtberechnung ausmachen dürfte, die verfügbaren Nachkommastellen in Datenbank und Kontoauszug.

Wir werten einen Kontoauszug aus, der zwar dynamisch aus der Datenbank von eToro erzeugt wird, aber schon gerundete Beträge und auch Einheiten ausweist.

Ein weiterer, oft maßgeblicher Faktor ist, dass nicht vollumfängliche Kontoauszüge ausgewertet werden, was die Berechnung nach FIFO beeinflussen kann und durch eventuell fehlende Informationen im Kontoauszug teilweise Falschberechnungen erwirken kann. Das betrifft z.B. Splitangaben und Teilschließungen.

Hierzu habe ich bereits eine Beitrag geschrieben, der unter

https://medium.com/trade-report/warum-ein-kompletter-kontoauszug-f%C3%BCr-den-etoro-steuerbericht-mit-trade-report-wichtig-ist-725e00a694c6

zu finden ist.

Gerne werden auch neue Auswertungen mit Trade.report für ältere Jahre mit den damaligen Steuerreporten von eToro verglichen.
Prinzipiell sollten bei Verwendung eines aktuellen und vollumfänglichen Kontoauszugs die Beträge recht nahe beieinander liegen.
Es ist aber auch so, dass der Kontoauszug einer fast ständigen Änderung durch eToro unterliegt, wo dann Buchungsweisen umgestellt werden, die Berechnungen ermöglichen, welche früher nicht möglich waren. Aber auch neue Betrachtungsweisen durch z.B. Steuerfachkräfte oder aktualisierte Schreiben vom BMF können zur Neubewertung einer Berechnung führen.
So z.B. erfolgt bei den Kryptos (FIFO vs. Einzelbetrachtung, Staking, …) durch das Schreiben des BMF vom 10.05.2022 oder auch die Bewertung der Anrechenbarkeit von Rollover-Gebühren.

Erfahren wir von Änderungen zeitversetzt und es werden Auswertungen verglichen, bei der eine der Auswertungen einer noch nicht angepassten Basis (Programmierung) unterliegt, können ebenso größere Differenzen auftreten.
So zum Beispiel geschehen, als wir schon Crypto Margin Trades ausgewertet haben, die bei eToro noch gar nicht steuerlich erfasst wurden.

Die Darstellung im Steuerreport

Gerne zeige ich auch mal die unterschiedliche Darstellung der Berechnungen in den Reporten von eToro und Trade.report.

Im folgenden Ausschnitt sieht man, wie sehr sich schon allein unterschiedliche Wechselkurse bemerkbar machen können.

Auf´s Bild klicken. Bei eToro 5,40 € und 2,57 €.

Im ersten Fall +0,29 € (ca. +5,4 %) bei Trade.report, im zweiten Fall +0,21 € bei eToro (ca. +8,9 %).

Wenn man das dann mal auf viele tausend Trades und entsprechend vielleicht auch höhere Einzelbeträge hochrechnet, kann da schnell einiges an Geld zusammenkommen.
Wie man aber auch sieht, ist die Richtung welcher Report günstiger ausfällt nicht absehbar.

Oft, d.h. eigentlich meistens, sind die Unterschiede eher im Bereich wie in folgendem Ausschnitt.

Und welchen Report sollte man nehmen?

Für uns von Trade.report natürlich sehr einfach zu beantworten und auch darzustellen.

Schaut man sich einfach mal die verschiedenen Darstellungen an, sollte sich eine Erklärung eigentlich erübrigen.

Am Wichtigsten dürften hier dann diese Fakten sein:

  1. Wir zeigen ganz klar, mit welchen Positionen eine Schließung nach FIFO verrechnet wird. Inklusive der Devisenkurse zu den jeweiligen Daten.
  2. Die Auswertungen sind konform zu den Daten der eingelesenen Kontoauszüge.
  3. Wenn die Anwender sich an die Voraussetzungen bei der Auswertung halten, ist mit dem Kontoauszug jede Berechnung nachvollziehbar und leicht zu erklären.
  4. Umrechnungen sind durch die verwendeten Wechselkurse der EZB leicht zu kontrollieren.
  5. Man kann das ganze Jahr so oft man will auswerten und dadurch die Steuerlast zum Jahresende gezielter beeinflussen.
  6. Wir helfen vor und während der Erstellung des Reports und selbst noch bei Schwierigkeiten mit dem Finanzamt.
  7. Von eToro, bzw. dem beauftragten Unternehmen Regnology ist indes kaum Hilfe zu erwarten.

Gibt es sonst noch gravierende Unterschiede?

Bei Trade.report arbeiten wir fast jeden Tag an der Verbesserung unserer Software. Sei es, neue Funktionen zu entwickeln oder einfach auch nur noch genauer auszuwerten.

Und da haben wir einen, wie wir denken, entscheidenden Vorteil. Da ich mich schon seit 2017 mit der steuerlichen Auswertung des eToro-Kontoauszugs beschäftige und mir (mittlerweile ja uns) hier auch seit Jahren viele interessierte Investoren/Trader aus der eToro-Community mit Testen, Analysieren und Hinweisen zur Seite stehen, dürften wir immer ein kleines Stück aktueller sein.

Wir werteten z.B. schon Crypto Margins, Staking und geschenkte Assets usw. aus, als eToro noch nicht mal daran dachte, bzw. es teilweise bis heute nicht tut.

Schlussendlich

Wir brennen für unser Produkt und mit uns kann man diskutieren, uns kritisieren, loben oder auch einfach Wünsche für Trade.report äußern.
Es gibt für Trade.report keine aktive Werbung, außer die Weiterempfehlung durch euch und die Account Manager von eToro. Deshalb wachsen wir nur sehr langsam, was uns aber auch den Raum gibt, qualitativ gleichbleibend zu arbeiten.

Sprich, ohne euch sind wir Nichts.

Danke an alle Nutzer, “Empfehler” und Helfer von Trade.report.

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