Warum ein kompletter Kontoauszug für den eToro-Steuerbericht mit Trade.report wichtig ist

Jürgen Koch
Trade.report
Published in
6 min readNov 16, 2023

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Oder wie sich fehlende Daten auswirken können

Obwohl wir schon lange explizit darauf hinweisen, dass der Kontoauszug zur Auswertung aktuell sein und alle Daten seit dem Beginn auf eToro enthalten sollte, gibt es doch immer wieder Anwender, die glauben, ein Kontoauszug vom 01.01–31.12 eines Jahres würde genügen.

Lasst euch versichern:“Das ist definitiv nur in ganz wenigen Fällen so.“

Warum?

Es gibt 3 wesentliche Vorgänge, die es gebieten, für eine Auswertung immer einen vollständigen Kontoauszug (d.h., seit Anmeldung bei eToro bis zum letztmöglichen Datum bei Download) herunterzuladen.

  1. Der Kontoauszug wird seitens eToro auf Anforderung (Download) aus deren Datenbank immer neu erzeugt, was dann auch die Aktualisierung älterer Daten und die Bereitstellung der zugehörigen Informationen beinhaltet.
  2. Erfolgt z.B. ein Split für eine Aktie in 2022, ich möchte aber für 2021 eine Auswertung machen und lade deshalb nur einen Kontoauszug mit Daten bis 31.12.2021, so ist der Split in der Datenbank bei Erstellung des Kontoauszugs bereits bekannt und die Einheiten im Splitverhältnis umgerechnet, die Informationen zum Split fehlen aber. Ergo ergibt die Berechnung des Eröffnungspreises der offenen Position zur Verrechnung nach FIFO ein falsches Ergebnis. Und zwar im Verhältnis des Splits. Will man nun den Profit durch Subtrahieren des Eröffnungspreises vom Schließungspreis ermitteln, erhält man entweder einen viel höheren oder niedrigeren Gewinn/Verlust.
    Außerdem können sich durch die bereits umgerechneten Einheiten bei weiteren zu verrechnenden Positionen auch falsche Folgeberechnungen ergeben.
  3. Ähnlich verhält es sich dann auch mit Teilschließungen. Hier gestaltet sich die Berechnung des Eröffnungspreises aber noch schwieriger, da eToro die Buchungsweise geändert hat.
    Wurde früher bei Teilschließungen für den Anteil der geschlossenen Einheiten einfach ein neuer Trade mit den gleichen Eröffnungsdaten wie der ursprüngliche Trade und den aktuellen Schließungsdaten eingebucht und der Ursprungstrade um die geschlossenen Einheiten reduziert, werden heute für Teilschließungen keine Eröffnungsdaten, sondern nur noch der Wert bei Schließung gebucht. Hierdurch ändert sich auch in bisher nicht nachvollziehbarer Weise der Eröffnungswert des Ursprungstrades.
    Da Trade.report aber nicht nur in einem Kontenblatt nach Daten sucht, kann der Eröffnungspreis dann über die Teilschließungen bestimmt werden.
    Liegt hier dann aber ein Kontoauszug vor, der im Datenumfang begrenzt wurde, fehlen die Informationen zu den Teilschließungen und der Eröffnungspreis wird aus den verbleibenden Daten, d.h. mit den geänderten Eröffnungsdaten des Ursprungstrades errechnet. Folglich ergibt sich auch hier dann ein falscher Gewinn/Verlust.

Folgende 2 Beispiele sollen verdeutlichen, was es mit vorgenannten Problemen auf sich hat.

Hierbei ist wichtig daran zu denken, dass alle Kontoauszüge im September 2023 heruntergeladen wurden, wobei Auszug ID01 und ID02 im Datenumfang begrenzt wurden.

Zu Punkt 2 (Splits) in Verbindung mit Punkt 1:

In Auszug ID01 sind die gehandelten Einheiten bereits im Splitverhältnis umgerechnet, da der Split in der Datenbank bei Generierung des Auszugs bereits bekannt war, aber im Kontoauszug nicht zur Verfügung gestellt wird. Hätte man den Kontoauszug z.B. am 02.01.22 heruntergeladen, würden hier die ursprünglichen Einheiten wie in Auszug ID02 ausgewiesen.
Da in Auszug ID02 durch die Chronologie der Buchungen dann die Information zum Split vorhanden ist, werden wieder die ursprünglichen Einheiten ausgewiesen, da man jetzt weiß, dass diese im Splitverhältnis umzurechnen sind.
Auszug ID03 zeigt dann die kompletten Buchungen bis zu Schließung. Hier ist dann auch ersichtlich, dass der Trade vor dem Split mit den noch nicht umgerechneten Einheiten eröffnet und nach dem Split mit den umgerechneten Einheiten geschlossen wurde.
Aufgrund hier aller vorliegenden Daten kann der korrekte Eröffnungs- u. Schließungspreis berechnet werden.

Zu Punkt 3 (Teilschließungen) in Verbindung mit Punkt 1:

Bei Erzeugung des Kontoauszugs ID02 sind die Teilschließungen in der Datenbank von eToro zwar bekannt, werden aber eben noch nicht im Auszug ausgewiesen. Der Betrag bei Eröffnung wird im Kontoauszug allerdings schon geändert ausgegeben.

Ein wesentliches Problem hierbei ist vermutlich, dass bei Erzeugung des Kontoauszugs die Berechnungen nicht sauber auf einen begrenzten Datenumfang programmiert sind.
Denn schaut man im vollständigen Kontoauszug (ID03) im Blatt “Geschlossene Positionen”, werden die Eröffnungs- u. Schließungskurse bei allen Teilschließungen korrekt ausgewiesen. Ebenso die nach Einheiten anteiligen Investitionsbeträge und Profite.

Nur eben im Blatt “Kontoaktivität” erfolgt keine logische Neuberechnung der Eröffnungsdaten.

Wäre hier die ursprüngliche Eröffnung mit 20,71 $ bei 0,175538 Einheiten ausgewiesen, würde der Kurs mit 117,98 $ auch passen (Rundungen vernachlässigt) und jeder nach Einheiten anteilige Eröffnungsbetrag der Teilschließungen könnte berechnet werden.
Hier ist es aber so, dass die 6,75 $ bei Eröffnung den Eröffnungsbetrag für die letzte Teilschließung mit 0,057205 Einheiten darstellt.
Beweis: 6,75 $ / 0,057205 Einheiten = 117,99 $ Eröffnungskurs

Fazit hieraus:
Meines Erachtens liefert eToro hier eine Dateninkonsistenz durch unsaubere Programmierung bei Erzeugung des Kontoauszugs.
Selbst bei einem im Kontoauszug begrenzten Datenumfang könnte bei sauberer Programmierung der richtige Eröffnungskurs alleine aus dem Blatt “Kontoaktivität” berechnet werden.

Allerdings müssen wir auch davon ausgehen, dass vor den Teilschließungen der Eröffnungsbetrag bei 0,175538 Einheiten mit 20,71 $ ausgewiesen wurde.

Prüfung durch Trade.report

Trade.report prüft alle errechneten Eröffnungskurse auf das Vorliegen zugehöriger Schließungen im Blatt “Geschlossene Positionen”. Es werden auch Teilschließungen korrekt zugeordnet.

Liegen Schließungen vor, können hierdurch die Eröffnungskurse zusätzlich verifiziert werden.

Wenn im Kontoauszug keine solcher Schließungen gefunden werden, wird die Position als “mit den ursprünglichen Daten noch offen” bewertet und im Report mit einem Sternchen * markiert.

Das Alles funktioniert natürlich nur zuverlässig, wenn ein vollumfänglicher Kontoauszug eingelesen wird!

Schnellprüfung auf Plausibilität durch den Anwender

Schaut man wie im Beispiel einfach mal im Report bei Eröffnungskursen mit Sternchen, wie nahe Eröffnungs- und Schließungsdatum eventuell beieinander liegen und wie groß die Differenz der Kurse ist, kann man ziemlich schnell feststellen, ob der angegebene Kurs stimmen kann oder nicht, da man im Allgemeinen weiß, welche Werte man im Portfolio hat und einem das sicher direkt auffallen würde.

In einem Chart nach dem Preis zum Eröffnungsdatum recherchiert, kann man das dann relativ einfach verifizieren.

Trade.report rechnet bei Vorliegen der nötigen Daten korrekt und bietet noch ein bisschen mehr.

Also:

Lest immer einen aktuellen vollumfänglichen Kontoauszug in Trade.report ein und ihr erhaltet auch ein nachvollziehbares Ergebnis!

Es werden keine Daten über das Internet übertragen. Die Berechnung findet ausschließlich in eurem Browser statt.

Auch wenn ich vielleicht nicht besonders gut erklären kann, ist euch jetzt hoffentlich zumindest bewusst, dass es keine gute Idee ist, einen Kontoauszug im Datenumfang zu begrenzen.
eToro´s Änderungen am Kontoauszug wirken sich bis auf den Beginn eures Tradings aus.

Eines noch: Wegen der Änderungen am Kontoauszug die letzten Jahre und hierdurch auch teilweise neuen Berechnungsmöglichkeiten, als auch der steuerlichen Neubewertung verschiedener Sachverhalte, können bei Neuberechnung alter Auswertungsjahre mit aktuellen Kontoauszügen teils deutliche Abweichungen auftreten. Deshalb empfehlen wir dringend, den zur Auswertung genutzten Kontoauszug und den generierten Steuerreport zusammen zu speichern.

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